„O Love i live and die in thee“
Bewegende bewegte Geschichten von John Dowland (1563-1626) und Kurt Weill (1900-1950) und Texten von Edward de Vere, Earl of Oxford (1550-1604)
Eine Inszenierung mit Gesang, Sprache und Tanz mit für Sopransaxophon und Klavier neu arrangierten Liedern von John Dowland und Kurt Weill
Anna – eine Person, dargestellt von zweien – singt im Prolog der „Sieben Todsünden“ (Weill):„Wir sind eigentlich nicht zwei Personen sondern nur eine einzige!“.
Die Sängerin, eher rational und praktisch, gibt den Texten ihre Stimme; ihr gegenüber steht die verträumte und gefühlsbetonte Tänzerin: Zwei Personen, zwei Charaktere werden sichtbar. John Dowland verarbeitet konkret die Gefühle, welche durch die Erfahrungen der Protagonisten in den Liedern von Kurt Weill entstehen. Edward de Veres Gedichte, die als lyrische Handpost am Hofe Elizabeth (1533-1603) zirkulierten, erzählen eine ähnliche Stimmung wie die Texte der Dowland Lieder, ein Spiel von Liebe und Zurückweisung, letztendlich ein Werben um die Gunst der Königin Eilzabeth. Lieder über Liebende, Suchende und Verzweifelte. Die verstehen, begreifen wollen, warum und wieso, im Klang ihrer Epoche. Der verrückte Versuch, zwei Komponisten über die Jahrhunderte miteinander in Beziehung zu setzen. Wir wagen es, ihre Lieder miteinander zu verknüpfen und sie auf unsere Art neu zu interpretieren. Wir sind nicht eine, sondern eigentlich zwei Personen … Ich singe, also tanzt du!
Ensemble Doweill
Ingala Fortagne, Sopran
Katharina Weinhuber, Tanz
Gert Kolaja, Sopransaxophon
Andreas Plank, Klavier
Entstehungsgeschichte des Programmes
Im Jahr 2014 trafen sich die Sopranistin Ingala Fortagne und der Pianist Andreas Plank zu einem gemeinsamen Konzert mit Liedern von Kurt Weill. Nach dem gelungenen Liederabend entstand die Idee, mit der Musik freier umzugehen, mit dem Saxophonisten Gert Kolaja das Ensemble zu erweitern und sich noch einmal auf andere Art und Weise mit den Liedern auseinanderzusetzen. Auf der Suche nach weiteren und vielleicht auch nicht vordergründig in den gegebenen Zusammenhang passenden Stücken kam der Gedanke auf, zusätzlich Lieder einer ganz anderen Epoche in gleicher Weise zu bearbeiten und diese den Liedern von Kurt Weill gegenüber zu stellen. Ein fester Bestandteil in Ingala Fortagne´s Repertoire sind die Lieder von John Dowland. Auf den ersten Blick haben die Lieder von John Dowland und Kurt Weill wenig Gemeinsames. Vielleicht einzig, dass die Lieder zur Unterhaltung komponiert wurden: John Dowland trug sie mit der Laute am Hofe vor; die Lieder von Kurt Weill wurden unter anderem von Lotte Lenja in New York im Nightclub „Le Ruban Bleu“ vor europäischen Emigranten vorgetragen. Dazu die Lyrik von Edwarde de Vere, in der Übersetzung von Kurt Kreiler, die auf einer spöttischen Art und Weise über das Spiel der Liebe erzählt, und damit die höfische Gesellschaft zur Zeit Elisabeth der 1. so provozierte, dass sie aus dem Verkehr gezogen worden, nur ca.20 „überlebten“und erst in den letzten Jahren von Kurt Kreiler an die 100 in seinem Buch „Der zarte Faden, den die Schönheit spinnt“ wieder zusammengetragen worden sind. Es wurden Geschichten erzählt, die wir auch heute noch gerne hören, es wurde über Gefühle gesungen, die auch heute noch die Menschen bewegen. Durch die aktuelle Interpretation der Musiker bekommen diese – alten und sehr alten – Lieder ein neues musikalisches Gewand. Die zusätzlich von allen Akteuren in unterschiedlichem Ausmaß und Ausprägung gestalteten Improvisationen erzeugen einen Raum, der es ermöglicht, dass kein Abend dem anderen gleicht. Während der weiteren Entwicklung des Programms entstand der Wunsch, die Lieder, bewegt durch eine Tänzerin, auf der Bühne sichtbar werden zu lassen. Die Tänzerin und Choreographin Katharina Weinhuber entwickelte daraufhin gemeinsam mit Ingala Fortagne, ausgehend von Kurt Weill’s Prolog der „Sieben Todsünden“, die Geschichte der Anna. Anna ist in Wirklichkeit nur eine Person, die aber sich selbst, durch den von ihr empfundenen starken Gegensatz ihres Verstandes und ihrer Gefühlswelt ausgelöst, als zwei Personen empfindet. Den Teil des Verstandes repräsentiert die Sängerin, den der Gefühlswelt die Tänzerin. So erzählen sie gemeinsam, jede auf ihre Art, die Geschichten der Lieder, hören einander zu und entwickeln nebenher ihr Eigenleben. Insgesamt lässt sich nun also dieses Programm als Gesamtkunstwerk betrachten, das als solches nicht in die Kategorien von klassischem Liederabend, reinem Jazzkonzert oder Theatervorstellung einzuordnen ist, vielmehr ist es alles zugleich und erreicht dadurch ein breites Publikum.
Presse
„Renaissance und 20. Jahrhundert. Monarchie und Weimarer Republik. Das Filigrane und das Zupackende, die Liebe in Empfindsamkeit und in eher irdischem Zuschnitt. […] Es ist durchaus eine reizvolle Verschmelzung, die das Ensemble DOWEILL aus diesem in mehr als nur zeitlicher Hinsicht weit voneinander entfernten Polen versucht. Auf der Bühne: der Pianist Andreas Plank und der Sopransaxophonist Gert Kolaja. Dazu, sich ähnelnd, aber doch verschieden, die Sopranistin Ingala Fortagne und die Tänzerin Katharina Weinhuber. Zwei Künstlerinnen, die hier als „eine Person“ aufscheinen und zugleich aber zwei diametrale Charaktere verkörpern sollen. Filigran undzupackend, emotional und analytisch. […] Mit etwas Poesie geht es los. Fortagne rezitiert ein Gedicht von Edward de Vere. […] In jedem Fall ein guter Einstieg, um ein Lied Dowlands folgen zu lassen. Dessen schönes „Time stands still“ mag hier dabei auch als Programmatik dieses Programms platziert sein – der Klangfluss, auch der sprachliche, erst in metrisch und harmonischer klarer Kanalisierung, gerät jedenfalls in aller Ruhe hin ins Strudeln dezenter Dissonanzen, zu den bewusst sperrig-reibend gesetzten Worten etwas eines Brecht in der kongenialen Vertonung Weills, die dann bald zu hören sind. Weinhubers Darbietung liefert dazu einen passenden Bewegungswiderhall. Kontrolliert, harmonisch, Vokabular des Renaissancetanzes zitierend oder sich auch mal in Expressivität begebend.“ (Leipziger Volkszeitung, 25.08.2016)
Links
http://www.katharina-weinhuber.com/
http://www.andreasplank.com/
http://www.danielewicz.de